Kraftwerk-Gruppe entwickelt integrierte Plattform für End2End-Prozesse für alle Marktrollen

Bezugsquelle: Kraftwerk Software Holding im Interview mit energie.blog

mit Andreas Weber, CEO Kraftwerk Software Holding GmbH

„Wir wollen der Dienstleister für die mittelständische Versorgungswirtschaft sein, der die Wertschöpfungskette eines Stadtwerks vollumfänglich abbildet und auch cloudbasierte Plattformen zur Verfügung stellen kann, um es auch kleinen und mittleren Versorgern zu ermöglichen, mit dem sich immer stärker beschleunigen technologischen Wandel Schritt zu halten“, sagt Andreas Weber, CEO Kraftwerk Software Holding GmbH

iS Software GmbH, msu solutions GmbH, einsundnull GmbH, signion GmbH, S&P Solutions GmbH und m8mit mobility GmbH – das sind die Namen der sechs Softwarehäuser, die unter dem Dach der Kraftwerk Software Holding GmbH firmieren. Auf der E-world 2024 wurde der Merger verkündet. Wie weit ist das Projekt inzwischen operativ gediehen? Wie klappt die Zusammenarbeit im Kollektiv? Welche Ziele verfolgen die Softwarehäuser? Welcher technologische Lösungsansatz steht im Fokus – und warum genau dieser? Fragen, die Andreas Weber im Gespräch mit energie.blog beantwortet hat. Weber ist sowohl Geschäftsführer der Kraftwerk-Gruppe als auch der msu solutions GmbH.

Als IT-Dienstleister für Energie-, Wasser- und Wärmeversorger erleben wir speziell in der Energiewirtschaft einen sich stark konsolidierenden Markt. Es erfordert große Anstrengungen, sowohl seitens der IT-Häuser als auch der Stadtwerke und Versorger, wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben. Hoher regulatorischer Druck bedingt eine hohe Veränderungsgeschwindigkeit in Software und IT, sodass es gerade kleine Kunden immer schwerer haben, das Tempo mitzugehen und sich vollumfänglich mit den heute wichtigen Themen zu befassen, wie Künstlicher Intelligenz, Ende-zu-Ende-integrierten Geschäftsprozessen über die gesamte Wertschöpfungskette, Automatisierung, aber auch Cyber-Sicherheit. Die ganz großen Versorger der Branche bauen hierzu eigenständig IT-Plattformen auf Basis der führenden globalen Technologieanbieter, um diese Themen vollintegriert abzubilden. Ziel dieser Plattformen ist die Transformation zur Data Driven Company.

Wir wollen der Dienstleister für die mittelständische Versorgungswirtschaft sein, der die Wertschöpfungskette eines Stadtwerks vollumfänglich abbildet und auch cloudbasierte Plattformen zur Verfügung stellen kann, um es auch kleinen und mittleren Versorgern zu ermöglichen, mit dem sich immer stärker beschleunigen technologischen Wandel Schritt zu halten. Denn dies bestimmt in Zukunft die Fähigkeit unserer Kunden, am Markt erfolgreich zu bleiben. Deswegen haben sich unsere Unternehmen zusammengetan, um gemeinschaftlich eine einheitliche Lösung gerade für kleine und mittelgroße Versorger zu entwickeln.

Was ist die gemeinsame Klammer der beteiligten Unternehmen? Warum passt dieses Sextett gut zusammen?

Es sind alles Softwarehäuser, die schon langjährig in der Versorgungswirtschaft unterwegs sind, eine gute Kundenbasis haben und über einen sehr guten Namen verfügen. Mit iS Software und msu sind zwei etablierte ERP-Häuser dabei, die seit über 20 Jahren vollumfängliche Lösungen für Stadtwerke und Wasserversorger anbieten. An Bord sind aber auch Häuser, die erfolgreich CRM-Systeme, Mobilitätslösungen oder Software für das Asset- und Workforce-Management bereitstellen. In Zukunft werden wir auf Basis von Microsoft-Technologien eine Plattform entwickeln, die alle heutigen Funktionen integriert und die, die Stärken aller Häuser vereint sowie die die komplette Wertschöpfungskette vom Einkauf und den netzdienlichen Prozessen bis hin zum Vertrieb abdeckt – und das über alle Marktrollen eines Querverbundunternehmens hinweg. Und – das ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal – mit spezifischen Ausprägungen für Querverbundsunternehmen, reine Wasserversorger und reine Wärmeversorger.

„Die Kraftwerk-Holding hat eine 100-prozentige Beteiligung an allen Häusern und bestimmt maßgeblich die strategische Ausrichtung.“

Wie haben gerade diese sechs Unternehmen zusammengefunden?

Die Elvaston Capital Management GmbH möchte in der Energiewirtschaft mit ihrem Softwareporfolio eine strategisch relevante Position einnehmen. Deshalb wurden Softwarehersteller gesucht und übernommen, die einen gemeinsamen Marktfokus haben und funktional zusammenpassen. Durch strategische Zukäufe werden wir in Zukunft auch weitere Unternehmen in das Portfolio übernommen, um prozessuale oder funktionale Erweiterungen in der Plattform anzureichern.

Wie ist das Konstrukt Kraftwerk organisiert? Auf welchen Feldern wird wie zusammengearbeitet?

Die Kraftwerk-Holding hat eine 100-prozentige Beteiligung an allen Häusern und bestimmt maßgeblich die strategische Ausrichtung. Wenn wir auf die Geschäftsführungsebene schauen, haben die meisten Kollegen, die in der Holding arbeiten, auch Geschäftsführerposten bei einer der Gesellschaften. Von daher sind wir eng miteinander verbunden. Das große Thema ist natürlich: Wie wollen wir künftig zusammenarbeiten? Die Branche braucht einen verlässlichen Partner, der auch die kritische Größe mitbringt, um die Kunden in erforderlicher Weise bedienen zu können. msu und iS Software allein sind eher kleine mittelständische Softwarehäuser, zusammen aber ein großes mittelständisches IT-Unternehmen. Es ist die Aufgabe der Holding, die Strukturen strategisch so zusammenzuführen, dass wir zukünftig gemeinsam und maximal schlagkräftig Softwareentwicklung, Projektmanagement, Kundensupport und Vertrieb bis hin zum IT-Betrieb und IT-Sicherheit realisieren. Aktuell arbeiten wir intensiv an der Konsolidierung und Vollintegration der verschiedenen Softwarelösungen. Wir sind der festen Überzeugung, dass unterschiedliche Technologieplattformen und parallele Lösungen für gleichartige Anwendungsfälle mit Blick auf die sehr hohe technologische Entwicklungsgeschwindigkeit in Zukunft nicht mehr wettbewerbsfähig sein können.

Wo steht dieser Prozess heute?

Es gibt ein großes internes Projekt innerhalb der Gruppe, in dem alle Häuser auf allen Ebenen intensiv mitarbeiten – vom Marketing und Vertrieb bis zu Entwicklung und Support. Wir haben die bestehenden Systeme erfolgreich nach Stärken und Schwächen evaluiert. Jetzt geht es daran, die gemeinsame Entwicklungsplattform aufzusetzen und für alle bedienbar zu machen. Das erfordert viel Schulung und Koordination und ein Zusammenwachsen der Einheiten. Wir sind mitten im Prozess, kommen aber sehr gut voran, so dass wir auf der E-world im Februar 2025 die Microsoft-basierte ERP- und Abrechnungsplattform von Kraftwerk vorstellen können, die im Übrigen heute schon voll Cloud-fähig ist. Entweder über unser Rechenzentrum oder komplett bzw. hybrid in der Azure-Cloud.

„Eine Fusion der Firmen ist für die nächsten fünf Jahre nicht vorgesehen.“

 Führt der Umstand, dass alle Unternehmen einen gemeinsamen Eigner haben und auf einer Plattform arbeiten, vielleicht irgendwann zu einer Fusion der Firmen?

Das ist zumindest in unseren Planungen für die nächsten fünf Jahre nicht vorgesehen. Schon allein deshalb nicht, weil jede einzelne Marke für sich einen hohen Bekanntheitsgrad in der Versorgungswirtschaft hat, zudem großes Vertrauen und hohe Wertschätzung bei den Kunden genießt. Das ist ein wichtiger Pluspunkt im Vertrieb. Was später geschieht, lässt sich heute nicht abschätzen. Aber das ist in den heutigen agilen DevOps Organisationen, die losgelöst von Hierarchieebenen funktionieren, auch nicht mehr zwingend erforderlich.

In Fusionsprojekten ist es ja oft schon in Zweier-Konstellationen mühsam, sich zusammenzuraufen und synchron aufzustellen. Wie schwer muss es erst sein, ein Sextett aus verschiedenen Regionen zu orchestrieren. Wie gelingt Ihnen das?

Am wichtigsten war uns, das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen. Vertrauen darin, dass die Vision und Strategie, auf der richtigen Technologie-Plattform ein gemeinsames ERP-System zu entwickeln, funktionieren kann und nachhaltig ist. Wie gesagt: Alle Mitarbeitenden in den Häusern sind integriert und involviert in das Projekt. Wir haben beispielsweise kommunikative Räume und regelmäßige Veranstaltungen geschaffen, in denen Mitarbeiter auch Ängste und Vorbehalte äußern konnten. Dank guter Kommunikation ziehen alle an einem Strang. In diesen Formaten können wir uns vom Management bis auf die Arbeitsebene auf Augenhöhe treffen, offen und auch kontrovers diskutieren und auf dieser Basis gemeinsam Strategien und Lösungen entwickeln. Von großem Vorteil ist, dass die Unternehmen die gleichen grundsätzlichen Werte teilen und wir auf allen Ebenen ansprechbar und offen sind. Das motivierende Ziel, gemeinsam etwas Neues zu entwickeln, trägt zum harmonischen Zusammenspiel der Kolleginnen und Kollegen bei. Das alles funktioniert erstaunlich gut.

„Microsoft arbeitet mit mehreren tausend Entwicklern an dieser Plattform und bringt einen Technologie-Stack mit, den andere Softwareanbieter sich aus eigener Kraft so nicht erarbeiten können.“

 Wie reagieren die Kunden?

Die Kunden haben wir auf Tagungen und Anwendertreffen frühzeitig und transparent informiert. Alle sind hochgespannt, was da kommt und welche Mehrwerte die neue Plattform bringen wird, und können es kaum erwarten. Ich glaube, dass wir mit unserem Ansatz überzeugen und einen Nerv treffen: alles aus einer Hand, End-to-End-Lösung, alle wichtigen Zukunftstrends an Bord. Unsere Kunden kennen die Herausforderungen der Zukunft in Bezug auf technologischen Wandel und permanent steigenden Anforderungen an IT-Sicherheit. Deshalb überzeugt unserer Plattformstrategie insbesondere als SaaS-Angebot sehr gut.

 Und das auf Basis einer Microsoft-Plattform? Was bietet Microsoft, was andere Anbieter nicht können?

Das wird unser elementarer Wettbewerbsvorteil im Mittelstand sein. Microsoft arbeitet mit mehreren tausend Entwicklern an dieser Plattform und bringt einen Technologie-Stack mit, den andere Softwareanbieter sich aus eigener Kraft so nicht erarbeiten können.

Microsoft hat in Dynamics 365 Business Central den Copilot integriert und transformiert somit die Art wie Geschäftsprozesse bearbeitet werden massiv. Copilot verwendet die KI, um Empfehlungen zu geben, Analysen durchzuführen, Entscheidungsfindungen zu verbessern und Prozesse zu automatisieren. Dieser Wettbewerbsvorteil wird sich durch kommende Generationen von ChatGPT exponentiell verbessern.

Durch unsere Microsoft Strategie verfügen unsere Kunden immer über eine aktuelle Technologieplattform und unterliegen nicht, den sonst im Mittelstand üblichen, Produktlebenszyklen von 10 bis 15 Jahren. Und es wird sehr spannend zu sehen, welche Unternehmen außerhalb der großen Technologieplattformen in der Lage sein werden, mit den KI-Entwicklungen Schritt zu halten und auch die immensen Investitionsmittel aufbringen können.

Wir sehen unsere Unternehmen deshalb optimal für die kommenden Jahre aufgestellt. Das Kraftwerk ERP und Abrechnungssystem, deren neuen Namen wir zur E-world launchen, basiert auf der Microsoft-basierten Lösung von msu und wird um viele gute zusätzliche Funktionen, die iS-Software Ihren Kunden geboten hat, angereichert. So bringen wir das Beste aus beiden Welten zusammen und unsere Kunden profitieren von einem breiteren Funktionsumfang auf einer innovativen und technologisch zukunftssicheren Basis.

In Deutschland gibt es zudem mehr als 400 Partner, die diese Plattform betreiben. Das eröffnet die Chance für jedes Thema, das vielleicht nicht zu unseren Kernkompetenzen zählt, sehr schnell Lösungen bereitstellen zu können. Außerdem bietet Microsoft mit der Azure-Cloud maximale Performance und ein extrem hohes Sicherheitsniveau. Um diese Basics müssen wir uns und unsere Kunden sich nicht kümmern. Wir können uns darauf fokussieren, unsere Branchenkompetenz in das Produkt zu bauen. Mit dieser Kompetenz werden wir auch weiterhin eigene Module entwickeln – aber immer mit Microsoft als Basis.

Der Firmenname „Kraftwerk“ scheint also Programm zu sein…

Nun ja, um es plakativ zu formulieren: Wir nehmen gerade Anlauf, technologischer Marktführer für mittelständische Stadtwerke zu werden. Für diese Zielgruppe wollen wir unter der Marke Kraftwerk spartenübergreifend die modernste und leistungsfähigste Branchensoftware anbieten. Das ist unser Anspruch.

Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch!